Sprache: Deutsch
09.08, 11:15–12:45 (Europe/Berlin), Zelt 5 - kleines Zirkuszelt
Die Europäische Union hat das Grundrecht auf Asyl durch die Verschärfung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) letztes Jahr faktisch abgeschafft. Menschen, die sich aus persönlichen, politischen oder wirtschaftlichen Notlagen zur Migration entscheiden, drohen willkürliche Inhaftierungen und Abschiebungen. Einreisen darf nur, wem die Aussicht auf Asyl attestiert wird. Obwohl eigentlich alle Menschen ein Recht auf Bleibe- und Bewegungsfreiheit, und damit auch auf Asyl, haben sollten, schränkt die Bundesregierung auf Basis politischen Kalküls die Rechte von Schutzbedürftigen weiter ein. Das zeigt nicht zuletzt das Aussetzen von Asylverfahren für palästinensische Geflüchtete durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Menschen, die migrieren, weil Sparprogramme des Internationalen Währungsfonds (IWF) und europäische Wirtschaftspolitik die Lebensbedingungen vor Ort drastisch verschlechtern, haben genauso schlechte Aussichten auf einen Schutzstatus wie Menschen, die sich durch Klimakrisenfolgen zur Migration gezwungen sehen. Gleichzeitig wird das europäische Grenzsystem immer weiter externalisiert. So wird der Weg nach Europa, um einen Antrag auf Asyl zu stellen, für Menschen auf der Flucht immer härter. Die EU nutzt dabei die Struktur des Staatsschuldenssystems, um Migrationsabkommen zu erzwingen, z. B. in Ägypten.
In dem Workshop beschäftigen wir, die Initiative Zusammenleben und Debt for Climate Deutschland, uns mit der Frage, wie wir aus unseren Bewegungen heraus Perspektiven der Selbstermächtigung schaffen können. Anhand des Beispiels Senegal sprechen wir über die Gründe, die Menschen zur Emigration zwingen und über die Migrationsrouten dieser Menschen bis zu ihrer Ankunft in Europa. Denn zum Beispiel die Perspektive der Fischer*innen in Senegal, denen die EU durch ihre Politik die Lebensgrundlagen entzieht, ist notwendig, um nicht bei einer eurozentristischen Perspektive stehen zu bleiben. Schulden, europäische Klimapolitik und eine neokoloniale Wirtschaftspolitik halten die Länder des Globalen Südens arm und damit den Reichtum des Nordens aufrecht. Unsere Kämpfe für Schuldenstreichung und Bewegungsfreiheit gehören zusammen – also lasst sie uns so denken.
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Last year, the European Union effectively abolished the fundamental right to asylum by tightening the Common European Asylum System (CEAS). People who decide to migrate due to personal, political or economic hardship are threatened with arbitrary detention and deportation. Only those who are certified as having the prospect of asylum are allowed to enter the country. Although all people should actually have the right to freedom of residence and movement, and therefore also to asylum, the German government continues to restrict the rights of those in need of protection on the basis of political calculation. This is demonstrated not least by the suspension of asylum procedures for Palestinian refugees by the Federal Office for Migration and Refugees.
People who migrate because International Monetary Fund (IMF) austerity programmes and European economic policy are drastically worsening local living conditions have just as poor prospects of obtaining protection status as people who are forced to migrate due to the consequences of the climate crisis. At the same time, the European border system is being increasingly externalised. As a result, the route to Europe to apply for asylum is becoming increasingly difficult for people on the move. The EU is using the structure of the sovereign debt system to force migration agreements, e.g. in Egypt.
In the workshop, we, the Initiative Zusammenleben and Debt for Climate Deutschland, will address the question of how we can create perspectives for self-empowerment from within our movements. Using the example of Senegal, we will talk about the reasons that force people to emigrate and about the migration routes these people take until they arrive in Europe. The perspective of the fishermen in Senegal, for example, whose livelihoods are deprived by the EU's policies, is necessary in order not to remain stuck in a Eurocentric perspective. Debt, European climate policy and neo-colonial economic policy keep the countries of the Global South poor and thus maintain the wealth of the North. Our struggles for debt cancellation and freedom of movement belong together - so let's think of them that way.
Der Beitrag wird Bleiberechts- und Bewegungsfreiheitskämpfe behandeln, Anderes
Wie wird der Beitrag sprachlich aufgebaut sein? –etwas voraussetzungsvollere Sprache
Für alle: Wie wird dein Beitrag ausgerichtet sein? –Bildungsorientiert
Wird für den Beitrag Vorwissen benötigt? –Grundlegendes Vorwissen nötig/hilfreich
An wen richtet sich euer Beitrag? –offen für alle
Debt for Climate ist eine von Aktivist*innen aus dem Globalen Süden initiierte Grasswurzelbewegung mit dem Ziel der Streichung der Schulden der Länder des Globalen Südens und der Überwindung der kolonialen Weltwirtschaft. Schuldenstreichung ist für einer von vielen notwendigen Schritten, um dekoloniale und Klimagerechtigkeit zu erreichen.
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Debt for Climate is a grassroots movement initiated by activists from the Global South with the aim of cancelling the debt of countries in the Global South and overcoming the colonial global economy. Debt cancellation is one of many necessary steps to achieve decolonial and climate justice.