20.08.2025 –, Geschichte ist machbar
In Zeiten verheerender Kriege – in Europa, im Nahen Osten und darüber hinaus – wäre es dringlicher denn je, dass sich die Wissenschaft als Stimme für Deeskalation, Diplomatie und politische Alternativen positioniert. Doch stattdessen herrscht in den Universitäten und Forschungseinrichtungen weithin beredtes Schweigen.
Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verfügte die deutsche Politik den vollständigen Abbruch aller wissenschaftlichen Kooperationen mit russischen Institutionen – unabhängig von Fachbezug, institutionellem Kontext oder individueller Haltung. Gleichzeitig wird der politische Diskurs zum israelisch-palästinensischen Konflikt zunehmend eingeschränkt: Kritische Perspektiven – ob von Studierenden oder Forschenden – werden diffamiert, zensiert oder mit disziplinarischen Maßnahmen geahndet. Der Fall des Anthropologen Ghassan Hage steht exemplarisch für eine besorgniserregende Entwicklung: Wissenschaftliche Positionierung wird zunehmend zur Frage politischer Loyalität.
Wann, wenn nicht jetzt, sollten Hochschulen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen?
Wann, wenn nicht jetzt, ist der Moment für eine grundlegende Auseinandersetzung mit Krieg, Frieden und der Rolle von Wissenschaft in globalen Konflikten?
Wann, wenn nicht jetzt, muss die Friedensklausel verteidigt und der zunehmenden Militarisierung des akademischen Raums entgegengetreten werden?
Die weitgehende Sprachlosigkeit vieler Hochschulen ist dabei kein passives Versäumnis, sondern Ausdruck eines politisch erzeugten Klimas der Einschüchterung – befeuert von einer Medienlandschaft, die Dissens systematisch skandalisiert und abweichende Stimmen delegitimiert. Wo kritische Reflexion notwendig wäre, dominiert Konformität gegenüber außenpolitischen Vorgaben.
Der Vortrag beleuchtet den zunehmend prekären Zustand der Wissenschaftsfreiheit aus kritisch-theoretischer Perspektive. Anhand der Konflikte in der Ukraine und in Palästina wird exemplarisch aufgezeigt, wie wissenschaftliche Institutionen entpolitisiert, instrumentalisiert oder zum Schweigen gebracht werden. Im Anschluss an die Analyse: Diskussion mit dem Publikum über Handlungsspielräume, Formen akademischen Widerstands – und über die Frage, wie eine engagierte, aber unabhängige Wissenschaft heute verteidigt und neu gedacht werden kann.
Ein theoretisch-kritischer Beitrag zur Wissenschaftsfreiheit und -verantwortung in Zeiten globaler Krisen
Wie viele Personen können an eurem Beitrag teilnehmen?:40
Wird dein Beitrag sich mit dem Thema Bewegunggeschichte befassen?:Ein Teil des Beitrages befasst sich mit Bewegungsgeschichte.
Was ist deine präferierte Sprache, um den Beitrag zu halten?:Deutsch
Was ist das sprachliche Niveau deines/eures Beitrags? Ist er in leichter oder einfacher Sprache?:B2: Selbstständige Sprachverwendung, C1: Fachkundige Sprachkenntnisse
Wird für den Beitrag Vorwissen benötigt?:nein
An wen richtet sich euer Beitrag (besonders)?:Keine spezifische Ausrichtung
Wenn du als Einzelperson auf dem Camp bist: gehörst du einer Organisation an? (optional):nein
Ich bin Politikwissenschaftler und beschäftige mich in Forschung und Lehre mit Fragen der Energie- und Ressourcenpolitik, Migration sowie Wissenschaftsdiplomatie im Kontext der EU-Maghreb-Beziehungen. Darüber hinaus arbeite ich im Global Office der Goethe-Universität Frankfurt im Bereich Wissenschaftsmanagement. Mein besonderes Interesse gilt geopolitischen Fragestellungen und der kritischen Reflexion postkolonialer Machtverhältnisse sowie deren Überwindung.