10 Jahre Sommer der Migration - Transnationale Aktionskette für Bewegungsfreiheit
24.08.2025 , C4C 7 Großes Zirkuszelt

Grenzen öffnen - das Sterben beenden!
Workshop zur Transnationale Aktionskette für Bewegungsfreiheit!

Im September und Oktober 2025 findet eine transnationale Aktionskette statt, um an den Sommer der Migration von 2015 zu erinnern und um diesen Jahrestag nicht nur mit einer grundsätzlichen Kritik am tödlichen Grenzregime zu verknüpfen, sondern auch mit der Kontinuität der Kämpfe für Bewegungsfreiheit. Anfang September wird es genau 10 Jahre her sein, dass Flüchtlinge und Migrant:innen den Marsch der Hoffnung in Budapest begonnen haben. Tausende von People on the Move, die in Budapest am Keleti-Bahnhof von den ungarischen Behörden blockiert wurden, beschlossen, ihr Recht auf Bewegungsfreiheit durchzusetzen, indem sie auf die Autobahn in Richtung Österreich liefen. Am 4. September hatten sie ihre Forderung durchgesetzt und konnten mit Bussen zur österreichischen Grenze und von dort mit Zügen nach ganz Europa reisen. Über mehrere Monate hinweg konnten Korridore der Bewegungsfreiheit von Griechenland bis nach Schweden geöffnet werden. Alle konnten auch frei wählen, in welchem Land und in welcher Stadt sie wohnen wollten. Das Dublin-System wie auch die sog. Schlepperei brachen zusammen und dies war die Zeit, in der die niedrigsten Todesraten an den EU-Grenzen verzeichnet wurde. Gleichzeitig bildeten sich entlang aller Routen Willkommensinitiativen, die hauptsächlich aus lokalen, aber auch aus internationalen Unterstützer:innen bestanden und die erstaunliche Solidaritätsstrukturen mit Lebensmitteln, Kleidung und Informationen für die Menschen auf der Flucht aufbauten.
Der militarisierte Zaun an der griechisch-mazedonischen Grenze mit Tausenden von blockierten Geflüchteten und Migrant:innen auf den Feldern des griechischen Dorfes Idomeni sowie das EU-Türkei-Abkommen im März 2016 markierten den Beginn der Gegenreaktion. In den folgenden Jahren bis heute sind die Zustände auf allen Migrationsrouten mehr und mehr von einer Brutalisierung des Grenzregimes geprägt. Unterlassene Hilfeleistung und Sterben auf See, illegale und gewaltsame Push- und Pullbacks an Land- und Seegrenzen sind an der Tagesordnung und wurden in der gesamten EU zu "normalisierten" Praktiken von Menschenrechtsverletzungen durch Grenzschützer und Frontex.
Aber zugleich wird überall auf den Migrationsrouten darum gekämpft, die Zielstädte in Europa zu erreichen, um Schutz oder ein besseres Leben zu finden. Die People on the Move ändern ihre Routen oder erfinden sie neu, um die blockierten Routen zu unterlaufen oder zu umgehen. Die Todesgefahr ist ihr ständiger Begleiter. Leid, Gewalt und Traumata sind der Preis der täglichen Auseinandersetzungen. In diesen umkämpften Räumen haben sich vielfältige Solidaritätsprojekte entwickelt, die nicht nur die Menschenrechtsverletzungen dokumentieren und dagegen protestieren, sondern auch Infrastrukturen für die Bewegungsfreiheit auf- und ausbauen: mit Nahrungsmitteln oder Unterkünften, mit Informationsplattformen oder Notruftelefonen, mit juristischen Interventionen oder zivilen Rettungsschiffen.
Vor diesem Hintergrund rufen antirassistische Gruppen und Selbstorganisationen zu einer transnationalen Aktionskette auf, auf dem Aktionskalender stehen bislang folgende Mobilisierungen:
- ein Solidaritäts- und Widerstandscamp in Biesenthal bei Berlin vom 4. bis 7. September, das von zivilen Rettungsorganisationen vorbereitet wird, siehe https://sar-camp.wtf/;
- eine Protestregatta namens F.Lotta rund um Lampedusa um den 10. September, siehe https://flotta.noblogs.org/;
ein zweitägiger Protest vor dem UNHCR- und IOM-Hauptquartier in Genf mit einer Demonstration gegen Lager und Internierung am 12. und 13. September, der von lokalen Gruppen in Genf gemeinsam mit Refugees in Libya organisiert wird, siehe https://www.refugeesinlibya.org/from-tripoli-to-geneva-2;
- die Karawane für Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte von Thüringen nach Berlin vom 20. bis 27. September, mit einer Abschlussparade in der Hauptstadt, organisiert vom Netzwerk We`ll Come United, siehe https://www.welcome-united.org/en/ ;
- eine transnationale Konferenz vom 3. bis 5. Oktober in Rabat anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Migrant:innenselbstorganisation in Marokko und des zehnjährigen Bestehens des Rasthauses "Baobab" für Frauen in Bewegung; mitorganisiert vom Netzwerk Afrique-Europe-Interact;
- Aktionstage in Rom im Rahmen der Kampagne gegen die Verlängerung des Memorandum of Understanding zwischen Italien und Libyen Mitte Oktober, initiiert von Refugees in Libya, siehe https://www.refugeesinlibya.org/post/invitation-to-the-press-conference-in-rome-on-friday-20th-june-2025-at-11-00-a-m-camera-dei-deputat-1.

Im Workshop wollen wir diese Aktionskette vorstellen und insbesondere zur Karawane für Bewegungsfreiheit von We`ll Come United einladen.
Wir leben heute in einer "postmigrantischen" Gesellschaft der Vielen. Das ist nicht zuletzt unser Erbe aus dem Jahr 2015, und darauf wollen wir aufbauen. Bewegungsfreiheit ist möglich, wir haben es gesehen und wir sehen es jeden Tag in den Rissen an den europäischen Grenzen! Solidarität gibt es noch immer und sie kann die Grundlage sein für eine bessere Gesellschaft, in der Alle frei und gleichberechtigt leben können!


Bitte beschreibe deinen/eueren Beitrag kurz (1-2 Sätze):

Grenzen öffnen - das Sterben beenden! - Workshop zur Transnationalen Aktionskette und zur Karawane für Bewegungsfreiheit! Organisiert von We´ll Come United in Rhein-Main

Wie viele Personen können an eurem Beitrag teilnehmen?:

50 bis 100

Wird dein Beitrag sich mit dem Thema Bewegunggeschichte befassen?:

A part of the contribution will be about movement history.

Was ist deine präferierte Sprache, um den Beitrag zu halten?:

Englisch

Was ist das sprachliche Niveau deines/eures Beitrags? Ist er in leichter oder einfacher Sprache?:

A1: beginners, The content is in plain language.

Wird für den Beitrag Vorwissen benötigt?:

Nein

An wen richtet sich euer Beitrag (besonders)?:

especially BIPoC

Wenn du als Einzelperson auf dem Camp bist: gehörst du einer Organisation an? (optional):

Bundesweites Netzwerk We`ll Come United

We`ll Come United: Wir sind eine offene Initiative von Menschen aus verschiedenen sozialen, antirassistischen und politischen Gruppen. Wir sind eine „gemischte“ Initiative mit Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Erfahrungen. Wir sind alle selbstorganisiert und es stehen keine großen Organisationen oder Parteien hinter diesem Projekt.
Wir sind ein dezentralisiertes Netzwerk, das auf lokalen Gruppen basiert, aber mit regelmäßigen gemeinsamen Aktivitäten wie Treffen, Demonstrationen, Konferenzen oder Camps.
Wir kämpfen für Bleiberecht, für Bewegungsfreiheit und für gleiche Rechte für alle. Wir wissen, dass ein kontinuierlicher, langfristiger Kampf notwendig ist, um Abschiebungen zu stoppen, soziale Ausgrenzung zu durchbrechen und Lager und Grenzen abzuschaffen.